Kennzeichen: Wichtiges Kennzeichen des Buchfinks sind die zwei in beiden Geschlechtern auftretenden, breiten, weißen Flügelbinden. Im Prachtkleid bildet die vordere Binde den auffälligen weißen Schulterfleck. Zudem weisen die beiden äußersten Steuerfedern viel Weiß auf. Das Männchen im Prachtkleid erkennt man vor allem an der zimtbraunen Färbung an Kopfseiten und Unterseite, am kastanienbraunen Vorderrücken sowie grünen Hinterrücken und Bürzel. Das Weibchen ist eher unscheinbar braun und wie junge Männchen im 1. Winter matter gefärbt, die weißen Flügelbinden sind weniger auffällig. Am Boden laufen Buchfinken mit raschen Trippelschritten und nickendem Kopf, auf unebenem Grund hüpfen sie schnell. Buchfinken mausern nicht im Frühjahr. Stattdessen nutzen sich die dunklen Federspitzen ab und die darunter liegende, leuchtende Färbung tritt hervor.
Lebensraum: Der Buchfink bewohnt bewaldete und baumbestandene Gebiete sowie Wälder aller Art mit spärlicher Strauch- und schwach ausgebildeter Krautschicht. In Parks, Obstanlagen und Gärten mit Bäumen, oft mitten in Städten, findet man ihn ebenso.
Verbreitung: Der Buchfink ist eine der häufigsten Vogelarten überhaupt und zudem die bekannteste und häufigste Finkenart. Pro Quadratkilometer leben im Durchschnitt über 50 Brutpaare. Der Buchfink brütet in ganz Europa bis auf den höchsten Norden Skandinaviens, weiter östlich nur etwa bis 63° nördliche Breite. Im Osten erstreckt sich das Verbreitungsgebiet über Israel, den Nordiran, die Waldsteppen nördlich des Schwarzen Meeres bis zum nördlichen Kaukasus und Kasachstan. In südlicher Richtung kommt die Art bis in die Sahara-Oasen vor. In den Gebirgen Mitteleuropas ist der Buchfink bis zur Baumgrenze ein sehr häufiger Brutvogel. Die höchsten Vorkommen liegen mit etwa 2.300 m in der Schweiz und in den Pyrenäen.
Zug: Die Vögel der mittleren und südlichen Breiten sind Strich- oder Standvögel. Die nördlichen Populationen räumen die Brutgebiete fast völlig. Ihre Überwinterungsgebiete liegen meist in Süd-, Südwest- und Westeuropa sowie in Nordafrika und Vorderasien bis Pakistan. Auf dem Zug legen die Vögel bis zu 3.000 km zurück.
Nahrung: Buch- und Bergfink unterscheiden sich in vielem von anderen Finkenvögeln. Das ist hauptsächlich auf ihre Sommernahrung zurückzuführen, die nicht aus Samen, sondern aus Wirbellosen besteht und die auch an die Jungen verfüttert wird. Weder Buch- noch Bergfinken sind mit ihren unspezialisierten Schnäbeln an das Hangeln an Samenköpfen angepasst. Und da sie typischerweise eher hastig vorgehen, ist auch keiner der beiden dazu in der Lage, langsam und geduldig widerspenstige Samen zu öffnen. Stattdessen sammeln sie Insekten von Blättern und Zweigen ab oder fangen diese in Fliegenschnäppermanier in der Luft. Samen fressen sie vorwiegend am Boden. Da sie ihre Nahrung zwischen Sommer und Winter völlig umstellen, ähneln sie ökologisch gesehen viel mehr den Meisen als anderen Finken.
Stimme: Der Alarmruf, das bekannte ein- oder mehrsilbige „fink", wird von erregten Vögeln oder beim Auftauchen von Bodenfeinden geäußert. Eine weitere bekannte Lautäußerung ist das so genannte „Rülschen" („Regenruf"). Den kurzen Reviergesang („Finkenschlag") hört man oft schon im Februar. Jeder Vogel besitzt ein eigenes Repertoire aus drei bis sechs Gesangstypen. Junge Männchen lernen ihren Gesang im ersten Lebensjahr vom Vater und von anderen lokalen Männchen. Daher besitzen Buchfinken verschiedene Dialekte und Vögel aus unterschiedlichen Regionen zeigen merkliche Variationen.
Balz: Ab Februar bewachen die Männchen streng ihr Gebiet und tragen ihre heiteren, beschleunigten Gesänge vor, mit denen sie ihren Besitz verkünden und eine Partnerin anzulocken versuchen. Trifft ein Männchen auf ein Weibchen, vollführt es ein ausgeprägtes Werbeverhalten, mit dem es sein farbiges Gefieder voll zur Geltung bringt. Dabei setzt es sich in die Nähe des Weibchens, lehnt sich zu ihm hin und hebt seinen geschlossenen Flügel an, um die rosa Flanken und die Bauchunterseite zu präsentieren. Manchmal fliegt das Männchen auch kurz am Weibchen vorüber und zeigt dabei sein farbiges Flügelmuster. Andere Finken zeigen sogenanntes Balzfüttern, wobei das Männchen dem Weibchen gesammelte Samen von Schnabel zu Schnabel übergibt. Buchfinken tun das aber nicht.
Brut: Buchfinkenpaare leben jeweils für eine Saison zusammen. Nichtziehende Vögel verpaaren sich im Folgejahr nicht selten wieder mit demselben Partner. Das Weibchen wählt den Neststandort aus und baut auch das Nest allein. Die mit Insektengespinsten fest verwobene und mit Flechten und Rindenstücken gut getarnte Halbkugel steht oft in einer Astgabel oder auf einem Ast eines Baumes oder Strauches zwischen 0,5 m und 25 m Höhe. Alle Baum- und Straucharten, sogar Spalierpflanzen können Neststandort sein.
Info: Der Artname coelebs leitet sich von "Zölibat" her. Da die Weibchen schneller und weiter ziehen als die Männchen, überwintern diese oft allein in Mitteleuropa.